Apostelkirche verliert ihre Kreuze

Oben ohne Kreuz: Das christliche Zeichen fehlt auf dem Kirchturm. Alle Fotos: Prot. Dekanat LU/Wagner

Vorsichtig wurde das Turmkreuz nach unten gelassen. Das Sandsteinkreuz über dem Haupteingang musste einen Tag später weichen.

Seit Montag, 17. März, 13.45 Uhr, ist die Apostelkirche ohne ihr Turmkreuz. Aus Sicherheitsgründen musste es abgenommen werden. Die Steinmetze entfernten einen Tag später auch das steinerne Kreuz über dem Eingang, weil es nicht mehr standsicher war. Für die Apostelkirche bedeutet dies, dass das Kreuz als christliches Symbol nun gar nicht mehr außen sichtbar ist.

Schweres Gerät beherrschte am Montag und Dienstag die Rohrlachstraße vor der Apostelkirche. Nur mit Hilfe von zwei Autokranen konnte das Turmkreuz aus verkupfertem und vergoldetem Stahl geborgen werden. In einer Kanzel schwebte Steinmetz Frank Steinhauer mit einem Kollegen zunächst am Turm nach oben, um sich ein Bild von den Bauteilen zu machen.

Kurz nach 13 Uhr wurde es dann ernst: Die Steinmetze befestigten Seile am Kreuz und hängten es an den Haken des zweiten Kranauslegers. Sie entfernten an der Kreuzbasis die Ummantelung aus Blei, lösten Schrauben und durchtrennten den Stahl. In wenigen Sekunden war das sechs Meter lange und 250 Kilogramm schwere Kreuz am Boden.

Die Kirchengemeinde ist gespannt, ob sich in der Kugel an der Kreuzbasis Dokumente aus der Bauzeit finden. Denn die Apostelkirche besitzt keinen Grundstein, der diese enthalten könnte. Wann ein Blick in die Kugel geworfen wird, ist noch unklar.

Abgestürzte Teile machen Bergung nötig

Kerstin Bartels, Pfarrerin an der Apostelkirche, schmerzt die Kreuzabnahme. Aber sie stellt auch klar, dass es keine andere Möglichkeit gab: Im vergangenen Herbst stürzten Schmuckelemente aus 70 Meter Höhe herab, zum Glück trafen sie keinen Menschen. "Seitdem konnte niemand im Presbyterium mehr ruhig schlafen", schildert die Pfarrerin. Um Passanten zu schützen, war nun die Sicherung des Turmkreuzes und weiterer Teile nötig.

Dass die meisten Wasserspeier am Turm abgenommen werden mussten, war geplant. Sie waren nicht mehr aktiv, das Wasser wird über Rohre abgeleitet. Überraschend war dagegen, dass auch das Kreuz über dem Haupteingang eine Gefahr darstellte. Der Sandstein war stark verwittert und nicht mehr standsicher. Nicht beeinträchtigt ist nach Angaben der Architekten die Statik des Kirchengebäudes. Vom Verfall sind vor allem Elemente betroffen, die die Kirche schmücken.

Notsicherung hat Vorrang 

Vor zwei Jahren nahmen Fachleute die Apostelkirche genau unter die Lupe. Sie listeten alle Schäden auf, doch inzwischen waren weitere hinzugekommen. Laut Architekt Lucas Kraft hat der zu Ende gehende Winter mit seinen Nachtfrösten dazu beigetragen.

Die Sanierung des 130 Jahre alten Gotteshauses würde 4,5 Millionen Euro kosten, aber derzeit beschäftigt sich die Kirchengemeinde mit der Notsicherung. Die Sanierung ist dem nachgestellt. "Wir werden die Apostelkirche so gut es geht erhalten, aber wir kommen an unsere Grenzen", räumt Kerstin Bartels ein.

Programm begleitet Kreuzabnahme

Das Turmkreuz wurde mit viel Muskelkraft in die Apostelkirche gebracht. Ostern wird es enthüllt und bleibt bis Pfingsten im Innenraum, danach findet es seinen Platz vor der Kirche. In der Karwoche widmet sich ein Programm der Kreuzabnahme - mit Gottesdiensten, Andachten, Musik und einem Vortrag von Dekan Paul Metzger. Dabei legt er dar, was das Verschwinden der Kreuzes für eine Stadt bedeutet. Denn in der stückweisen Demontage der Apostelkirche sieht er eine Parallele zur allgemeinen Situation der Kirche. yvw

Termine "Die Sache mit dem Kreuz"

Programm rund um die Abnahme des Turmkreuzes an der Apostelkirche

Palmsonntag, 13. April, 11 Uhr
Gottesdienst und Installation des Kreuzes mitten im Kirchenraum
Liturgie und Predigt: Pfarrerin Kerstin Bartels
Orgel: Doris Wettengel

Dienstag, 15. April, 19 Uhr
"Stadt ohne Kreuz? - Vom Verlust eines Symbols" – Theologische Überlegungen für interessierte Menschen
Dekan Dr. Paul Metzger

Mittwoch, 16. April, 18 Uhr
"Durchkreuzt" - Abendgebet zum Abendläuten
Liturgie: Dekan Dr. Paul Metzger
Musikalische Gestaltung: Bezirkskantor Tobias Martin

Gründonnerstag, 17. April, 18 Uhr
Gottesdienst mit Tischabendmahl "über das Kreuz hinweg"
Liturgie: Pfarrerin Kerstin Bartels
Musikalische Gestaltung: Bezirkskantor Tobias Martin

Karfreitag, 18. April, 11 Uhr
Karfreitagsgottesdienst mit Abendmahl
Liturgie und Predigt: Pfarrer Florian Grieb
Musikalische Gestaltung: Chor für Geistliche Musik

Karfreitag, 18. April 2025, 18 Uhr
Konzert zur Passion
Werke unter anderem von Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901): Passionsgesang (op. 46), Stabat mater g-moll (op. 138) und Requiem d-moll (op. 194)